"Wir fahren demnächst mit der Schule nach Kraków!" - In mein Krakau? Schade dass es nicht 1 Jahr früher passierte, als ich dort noch wohnte. Dann hätten wir uns getroffen und vermutlich würde es diesen Blog dann heute auch nicht geben. Dem Universum muss da irgendetwas bei der Zeitplanung misslungen sein. Oder es war doch Absicht, wer weiss.
"Sag mir mal wo Du gewohnt hast. Ich will mir mal dein Haus und die Gegend ansehen." - Mein Haus war es ja nicht, aber sie meinte das Haus in dem ich wohnte. Ich verliess es damals mit 2 offenen Mieten, einigte mich mit dem Vermieter darauf, dass ich das sobald wie möglich zurück zahle und konnte es bis zu diesem Tag nicht tun. Wäre es eine gute Idee sie dorthin zu schicken? Nein...
Hinzu kommt, dass meine damalige Wohngegend in Kraków total unspektakulär war, aber trotzdem war es für mich perfekt! Ruhige Straße, ruhige Nachbarn und man konnte auch im Vollrausch vom Rynek noch dorthin laufen, weil es wirklich nicht sehr weit entfernt war! Ich hab diese Stadt geliebt, weil sie so lebendig war, so sehr mit unterschiedlichen und interessanten Menschen bewohnt war und immer irgendwo etwas passierte. Man konnte aber auch Ruhe finden, wenn man wollte. Das Einzige was ich dort immer vermisste, waren große Parks und Grünanlagen. Trotzdem war es perfekt, für sehr lange Zeit! Sie wollte also mein Haus sehen und meine Gegend.
"Ich hab auf der Jozefinska 14 gewohnt, das ist in Podgorze." - Sie notierte sich die Adresse und ich fing an zu lachen. "Warum lachst Du?" - "Weil ich es ziemlich verrückt finde, dass Du mein Haus sehen willst!" - Der Grund war jedoch ein Anderer, denn dort habe ich nie gewohnt! Die meisten Leser dieses Blogs werden jetzt sicher denken, dass das ziemlich gemein ist und was ich denn wohl damit bezwecken wollte. In der Tat wollte ich damit etwas bezwecken:
- Sie sollte lachen
- Sie sollte die Gegend sehen wie ich sie täglich sah
Sie sagte immer, dass ich alt sei und das ist sicher auch korrekt, denn ich bin ein paar Jahre älter als sie. Ausserdem hatte ich damals schon ein paar chronische Krankheiten. Und deshalb fiel mir auch die oben genannte Adresse ein, als sie danach fragte. Ich lief dort damals jeden Tag vorbei, verstand anfangs nicht, was da auf diesem Schild am Haus steht und wollte es jedes mal aufschreiben, um die Sprache besser zu erlenen. Aber immer wieder vergaß ich etwas zum schreiben mitzunehmen (Smartphones gab es damals noch nicht)! Also begann ich irgendwann mir Teile davon zu merken und sie stückweise Zuhause zu notieren. Es stand dort folgendes (frei übersetzt):
Polnischer Treff für Rentner und Invalide
Verband für Versorgung
Regionale Zweigstelle
Krakow-Podgorze
Wer weiss, wie man polnisch korrekt liest, kann man versuchen das laut vorzulesen (Skill-Level = Hardcore):
Die Jozefinska hatte damals den Charmé einer DDR-Straße und so war ich gespannt, was sie mir nach der Rückkehr zu erzählen hat. Am Tag ihrer Abreise kamen mir aber leichte Zweifel. Ich rechnete schon damit, dass sie vielleicht schimpfen wird, da ich sie immerhin irgendwo hingeschickt habe, nur eben nicht dort wo sie hin wollte! Ob sie überhaupt noch mit mir redet?
"Du bist wirklich ein alter Sack! Ich hab dein Haus gesehen!" - War der erste Satz den ich danach um die Ohren gepfeffert bekam. Es folgten sehr viele Fotos. Sie fotografierte den Weg dorthin. Interessant fand ich damals schon, dass sie an vielen Stellen anhielt, wo ich auch fast jeden Tag angehalten habe. An der Brücke, die über die Weichsel führt, auf der gleichen Fußgängerseite, mit Blick in die gleiche Richtung, wo ich immer für einige Minuten stehen blieb. Unweit von Skok an diesem Laden. Am Qubus Hotel mit Blick auf den Brunnen, den ich mochte. An einem kleinen Shop in meiner Straße, dessen Name ich mittlerweile vergaß. Aber am besten gefiel mir das Foto wo sie mit ungläubigem Gesicht vor diesem Schild steht und darauf zeigt - Dieser Gesichtsausdruck sagte sehr deutlich "Du hast wirklich hier gewohnt??" - Nein, hab ich nicht :D
Und dann begab sich Liliana auf die Suche nach meinem Haus, fotografierte es witzigerweise sogar, direkt danach, mit Blick auf den Eingang. Es folgten einige Ansichten der Straße, von diesem Punkt aus betrachtet. Danach gab es andere Fotos, die aber schon (nachdem sie vor meiner richtigen Türe stand und ebendiese fotografierte) ihre Unsicherheit ausdrückten, denn alle Häuser danach hiessen "Vielleicht ist es dieses Haus" - Nein, aber dort wohnte ein Kollege. "Oder doch eher dieses?" - "Dieses eher nicht, sieht abscheulich aus!" - Das stimmt, dort war ich auch mal auf einer Party, wo ich furchtbar abgestürzt bin. Es war schon fast ein bisschen so, als ob sie gespürt hätte, wo ich überall schon war. Danach ging sie dann weiter die Straße rauf und machte einen Bogen zurück. Entdecke diesen Platz mit den Stühlen, wo sie mal eben einem posierte - "Unscharf, tut mir Leid!" - Ein bisschen mehr Selbstwertgefühl, bitte! Und die Straße des Königs von Europa, hat sie auch gefunden und furchtbar darüber gelacht!
"Ich hatte schon befürchtet, dass Du danach sauer bist, wenn Du bemerkst dass es nicht mein Haus ist." - "Quatsch! Das war der beste Witz den Du je gemacht hast!" - Alle Ziele erreicht! Sie hat gelacht und sie hat die Gegend nahezu exakt so gesehen, wie ich sie täglich sah. Auch wenn ich bei letzterem nie damit rechnete, dass sie 'meine Orte' wirklich so exakt finden kann, ohne davon zu wissen.
Ich verstand das alles erst sehr viel später, als ich begann mich mit den Themen Seelenpartner / Dualseele / Zwillingsseele und 'karmische Verbindungen' zu befassen. Wenn ich jetzt zurückdenke, ist es immer noch erstaunlich, wie oft es Ereignisse und Situationen dieser Art gab! Ich könnte sie nicht mal alle aufschreiben, weil dann vermutlich in dem Buch kein Platz mehr für die Geschichte übrig wäre.
Schade dass Du nicht früher dort warst! Ich wäre sogar mit meinen Krücken rausgekommen!
Ich muss da bald mal wieder hin. Ich hab noch eine Rechnung zu begleichen...
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