Ich überlegte erst, ob ich darüber wirklich in diesem Blog schreiben soll, weil es nicht Liliana und mich betrifft, sondern nur mich. Da es aber auch Teil der Geschichte wird, die letztlich im Buch stehen wird und ich erst kürzlich ein Gespräch mit der deutschen Polin* darüber hatte, hab ich mich dann doch dazu durchgerungen darüber zu schreiben. Sie sagte "Es mag komisch klingen aber ich habe eine Identitätskrise. In Polen fühle ich mich fremd, aber hier bin ich auch Ausländerin. Also was bin ich?" - Diese Gedankengängen kamen mir sehr vertraut vor, denn bei mir ist es ähnlich!
Wenn ich auf meinem Ausweis schaue, steht dort bei Nationalität:"Deutsch" - Aber immer wenn ich das lese, denke ich "Was für ein Quatsch!", denn ich fühle mich nicht deutsch. Genau genommen bin ich auch gar nicht deutsch. Einige Jahre bevor mein Opa (väterlicherseits) starb, machte er sich mal die Mühe, unseren Stammbaum soweit wie möglich zurück zu verfolgen. Dabei kam dann heraus, dass dieser Teil der Familie ursprünglich von den Hugenotten abstammt. Das ist nicht wirklich deutsch! Der andere Teil meiner Familie (mütterlicherseits) kam ursprünglich aus Preußen bzw. Bromberg, um genau zu sein. Und ich befürchte das steckt alles noch sehr stark in meinen Genen drin. Je mehr ich über die Hugenotten und die Preußen erfahre, desto mehr verstehe ich, woher bestimmte Eigenschaften und Emotionen kommen, die ich in mir spüren kann. Vor allem das preußische Blut scheint sehr stark zu sein! Zugegeben, rein rechnerisch bin ich nur zu 1/8 Preußisch, aber jeder der mal 'Spirytus' getrunken hat weiss, dass man oft keine große Menge von etwas benötigt, um einen großen Effekt zu erzielen!
Ich denke all diese Dinge sind dafür mitverantwortlich, dass ich mich schon seit frühester Kindheit in Deutschland 'fremd' gefühlt habe. Ich fand es immer schwierig, einen 'Draht' zu anderen zu finden, bis ich das erste mal auf Polen traf. Natürlich sind die Polen, die in Deutschland aufgewachsen sind auch etwas 'anders' von der Mentalität her, aber irgendwie passte das schon besser mit meinem preußischen Wurzeln zusammen. Als ich dann vor mehr als 15 Jahren das erste mal in Polen zu Besuch war, fühlte ich mich tatsächlich so, als sei ich endlich 'Zuhause' angekommen! Obwohl das natürlich nie meine Heimat war! Und dabei blieb es nicht. Es ist seltsamerweise immer noch so, dass es mir schwer fällt zu Deutschen einen guten Draht zu finden, aber jedes mal wenn ich mit jemanden aus Polen in Kontakt trete, geht meist alles wie von selbst. Es dauert oft nicht sehr lange, bis ich zu deren Freundes- und Bekanntenkreis gehöre und es kommt witzigerweise dann auch öfter vor, dass ich dann den Satz "Bist Du wirklich ein Deutscher?" höre. Zu unglaublich scheint das oft zu sein und zu häufig bin ich kurz davor es bei einem einfachen "Nein!" zu belassen.
"Also was bin ich?"
Ich bin Marek. Ich wurde in Deutschland geboren und fühle mich in Polen zuhause. Anhand meines Pseudonyms kannst Du vielleicht schon erkennen, dass ich ein bisschen von beidem bin. Marek der Pole und Herr Schulz aus Deutschland. Es ist unwahrscheinlich dass Du von mir den Satz "Ich bin Deutscher!" hören wirst, denn eher sage ich "Ich komme aus Deutschland!" - Wie ich aber schon zu der deutschen Polin sagte "Es ist egal woher Du kommst und wohin Du gehst. Wichtig ist nur, dass Du bei alledem immer 'Du selbst' sein kannst!"
Am jiddeln: Marek der Lorbas
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen